Knappenverein gestern und heute

Kaum ein anderer Beruf prägt die Menschen so tiefgreifend wie der des Bergmanns. Sein Alltag, sein Denken und sein Handeln wurden über Jahrhunderte von der besonderen Welt unter Tage geformt. Tief im Berg, abgeschottet von der Oberfläche, standen die Männer den Herausforderungen und Gefahren ihrer Arbeit gegenüber: Gebirgsdruck, Steinfall, schlagende Wetter und gesundheitliche Risiken wie die Steinstaublunge. Diese Bedingungen erforderten Mut, Stärke und Zusammenhalt – Eigenschaften, die den Bergmann zu einer besonderen Persönlichkeit machten. Doch der Alltag war auch geprägt von Schmutz, Dunkelheit, Enge und der ständigen Begleiterin: der Angst.

Schon im Mittelalter erkannten Bergleute die Notwendigkeit von Gemeinschaft. Sie schlossen sich zu Bruderschaften zusammen, um sich gegenseitig zu unterstützen – sei es bei Krankheit, Unfall oder Tod. Neben der Hilfe in schwierigen Zeiten war auch die Geselligkeit ein wichtiger Bestandteil dieser Gemeinschaften. Feste feiern, Traditionen pflegen und die Freizeit miteinander verbringen gehörten genauso dazu wie die gegenseitige Solidarität.

Die modernen Knappenvereine, wie wir sie heute kennen, entstanden verstärkt ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie waren oft an einzelne Zechen gebunden und dienten als Anlaufstelle für Unterstützung und Kameradschaft. Auch im Umfeld der Zeche Lothringen in Gerthe fanden sich engagierte Bergleute zusammen. Am 16. März 1891 gründete ein Komitee unter der Leitung von Carl Schwitzer den „Bergmanns-Unterstützungsverein Glück auf“. Die Statuten wurden im Mai desselben Jahres verabschiedet.

Ein Blick in die Protokolle des Vereins, die bis heute erhalten sind, zeigt nicht nur die Aktivitäten der damaligen Mitglieder, sondern auch die bewegte Geschichte des Knappenvereins. Besonders bemerkenswert ist das Engagement während der Zeit von 1933 bis 1945: In einer Ära, in der viele Vereine aufgelöst wurden, gelang es den Verantwortlichen in Gerthe, den Verein durch geschicktes und mutiges Handeln zu bewahren.

Heute, in einer Zeit ohne aktiven Steinkohlenbergbau im Ruhrgebiet, bleibt der Knappenverein ein Hüter der bergmännischen Tradition. Mit Stolz pflegen wir die Werte, die den Bergbau ausmachen: Zusammenhalt, Ehrlichkeit und den Glauben an die Stärke der Gemeinschaft. Unsere Aktivitäten reichen von traditionellen Feiern über die Teilnahme an Bergbautreffen bis hin zur Zusammenarbeit mit Schulen und Stadtteilprojekten.

Als Menschen des Ruhrgebiets tragen wir den Bergbau in unserem Herzen. Unsere Wurzeln in dieser einzigartigen Kultur sind ein Teil von uns – und darauf können wir stolz sein.

Glückauf